Depression

Was ist los, wenn man sich am liebsten vor der Welt verstecken möchte? Tiefe Trauer die Seele niederdrückt oder nur noch innere Leere spürbar ist? Womöglich sind Depressionen die Ursache. Dabei handelt es sich nicht um ein Stimmungstief, wie es viele Menschen kennen. Diese Erkrankung ist eine affektive Störung, die meist in Phasen verläuft. Das bedeutet, es gibt auch Zeiten, in denen man sich wieder besser fühlt. Dennoch sind Depressionen eine schwere Krankheit, die den Alltag und die Lebensfreude über einen längeren Zeitraum massiv beeinträchtigen und viel Leid mit sich bringen. Im schlimmsten Fall können sie sogar lebensbedrohlich werden. Deshalb sollten sich Betroffene unbedingt helfen lassen. Denn, und das ist die gute Nachricht: Depressionen sind in vielen Fällen heilbar.

Symptome

Depressionen können sich durch viele verschiedene Beschwerden ausdrücken. Häufig zeigen sich diese Symptome:

  • Bedrückte Stimmungslage, tiefe Trauer
  • Hilflosigkeit und Verzweiflung
  • Pessimistische Grundhaltung und Freudlosigkeit  
  • Antriebslosigkeit, Rückzug aus dem sozialen Leben
  • Starke Gefühlsarmut
  • Schwere Schuldgefühle
  • Störungen der Konzentrationsfähigkeit
  • Schlaf- und Appetitstörungen
  • Abnahme des sexuellen Lustempfindens
  • Grübelneigung bis hin zu Suizidgedanken


Es gibt aber auch untypische Beschwerdebilder und Verläufe bei denen sich die Erkrankung z. B. hinter Schmerzen oder anderen körperlichen Beschwerden versteckt.

In Deutschland erkranken etwa zwanzig Prozent der Bevölkerung mindestens einmal im Leben an einer Depression. Noch immer bleibt mehr als die Hälfte der Fälle unerkannt und unbehandelt. Wir empfehlen allen Menschen mit den oben genannten Symptomen, zum Arzt zu gehen. Denn eine unbehandelte Depression bessert sich meist nicht von selbst.

Ursachen

Depressionen haben selten nur einen Auslöser. In aller Regel entwickelt sich die Erkrankung aufgrund von mehreren Faktoren. Das kann zum einen die genetische Veranlagung sein. Zum anderen spielen aber auch körperliche Ursachen eine Rolle – genauso wie Situationen, die über die eigenen Kräfte gehen oder ein Perfektionismus, durch den man sich selbst permanent überfordert. Mögliche Auslöser sind z. B.:

  • ein gestörter Hirnstoffwechsel, in dem die Hirnbotenstoffe Serotonin und/oder Noradrenalin aus der gesunden Balance geraten sind
  • körperliche Erkrankungen wie Parkinson, Tumoren oder eine Schilddrüsenunterfunktion
  • chronischer Stress oder ein akutes psychisches Trauma
  • einschneidende Lebensereignisse wie der Tod eines nahen Verwandten, die Trennung vom Partner oder ein Jobverlust
  • persönliche Eigenschaften wie extreme Leistungsorientierung, hohes Verantwortungsbewusstsein oder eine übermäßig selbstkritische, perfektionistische Haltung
  • Lichtmangel (bei leichteren Formen der Depression)

Diagnostik

Das Arzt-Patienten-Gespräch, die sogenannte Anamnese, ist das wichtigste Mittel, um einer Depression auf die Spur zu kommen.

Voraussetzung für die Diagnose Depression ist, dass zwei Kern- und zwei Zusatzsymptome mindestens zwei Wochen lang auftreten.

Damit wir dies genau erfassen können, setzen wir verschiedene Fragebögen und strukturierte klinische Interviews ein.

Um andere körperliche und psychiatrische Erkrankungen auszuschließen, machen wir u.a. folgende Tests:

  • Laborchemische Untersuchungen des Blutes und des Urins
  • Bildgebung des Gehirns (Kernspintomographie oder Computertomographie)
  • EEG-Untersuchungen
  • EKG-Untersuchungen
  • Psychologische Tests (z.B. Gedächtnistests)
  • Liquordiagnostik (Untersuchung des Nervenwassers) bei bestimmten Verdachtsfällen


Therapie

Da die Depression „viele Gesichter hat“ und bei verschiedenen Patienten sehr unterschiedlich verlaufen kann, schneiden wir die Therapie individuell auf jeden einzelnen Patienten zu. Es gibt eine Vielzahl sehr guter und verträglicher Behandlungsmöglichkeiten.  Zu den Optionen gehören z.B.:

  • Individuell abgestimmte Pharmakotherapie
  • Kognitiv-verhaltenstherapeutische Therapie (Einzel- und Gruppentherapie)
  • Psychoedukation
  • Wachtherapie
  • Repetitive transkranielle Magnetstimulation
  • Gleichstrombehandlung
  • Elektrokonvulsionstherapie (bei schwerer therapieresistenter Depression)
  • Ketamin-Infusionen
  • Kunsttherapie
  • Musiktherapie
  • Physiotherapie
  • Ergotherapie
  • Progressive Muskelrelaxation
  • Sozialtherapeutische Gruppen,
  • Soziale Beratung und Begleitung
  • Training sozialer Kompetenzen und Fertigkeiten


Da der Umgang mit einem depressiv Erkrankten auch die Familienmitglieder vor eine große Herausforderung stellt, bieten wir die Angehörigengruppe für Depressionen an.

Wir haben in unserer Klinik mehrere Stationen, die auf die Behandlung von Menschen mit Depression spezialisiert sind.
Auf unserer Spezialstation für Depressionen (Station C1 ) bieten wir die gesamte Vielfalt an Therapiemöglichkeiten an, wobei viele Patienten von einer Kombination aus einer medikamentösen und psychotherapeutischen Behandlung gut profitieren.
Auch Hirnstimulationsverfahren werden insbesondere im Rahmen von Studien auf dieser Station angewandt.
Auf der Psychotherapiestation zur Behandlung chronischer affektiver Erkrankungen (Station B1b ) behandeln wir Menschen mit langanhaltenden Depressionen vor allem mit dem Konzept des „Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy (CBASP) nach J. P. McCullough)“. Dabei geht es vor allem darum, krankmachende Beziehungsmuster aufzulösen.

Forschung

Als forschende Universitätsklinik beteiligen wir uns an einer Reihe nationaler und internationaler Forschungsprojekte. Wir führen Beobachtungsstudien und klinische Studien zur Erprobung innovativer Behandlungsmöglichkeiten durch, an denen unsere Patienten teilnehmen können. Dies schließt auch neue Therapieverfahren wie bestimmte Hirnstimulationstechniken oder Ketaminbehandlungen nach dem neuesten Stand der medizinischen Wissenschaft ein.

Weitere Informationen

Bei Fragen oder zur Terminvereinbarung können Sie sich an unsere Psychiatrische Ambulanz (Tel.: 4400-53307) oder die entsprechenden Stationen wenden.